Endlich wieder ein Festkonzert in der vollbesetzten Stadthalle Burglengenfeld. Die Musikkapelle St. Vitus überzeugt auch im 55. Jahr des Bestehens mit Spielfreude, Power und Präzision.
Mit 85 Musikerinnen und Musikern war die Bühne der Stadthalle beeindruckend besetzt vom Symphonischen Blasorchester und dem Jugendblasorchester der Musikapelle und die beiden Orchester waren von Anfang an bereit, die Fülle an Instrumenten auch klanglich einzusetzen. Den Auftakt machte das große Orchester mit der Olympiafanfare 1972, ein dynamisches akustisches Aufbruchssignal für die freundlichen Spiele von München. Im weiteren Verlauf des ersten Teil führten Adolf Huttner und seine Truppe deutlich vor Augen, dass sie jede Herausforderung an Musikalität, Technik, Tonumfang, Gefühl, Aufmerksamkeit und Zusammenspiel scheinbar mühelos meistern. Die leichte Kavallerie von Franz von Suppe beeindruckte mit ihrer filigranen Wucht genauso wie das Temperament des ungarischen Tanzes Nr. 5 von Johannes Brahms und die gefühlvollen Tempowechsel, mit denen Adolf Huttner sein Orchester zu einer federleichten Interpretation des Kaiserwalzers dirigierte.
Bildnachweis: Johannes Liebl
Das Jugendblasorchester unter der Leitung von Josef Schindler stand dem in nichts nach und legte mit den Filmklassikern von Ennio Morricone nach. Vor allem überzeugten die Jungmusiker mit einer brandneuen Komposition aus dem Jahr 2019: Steel Valley Transformation. Als sich in den 1970er Jahren große Wirtschaftskrisen häufen, müssen die einstiegen Flaggschiffe im sogenannten Rostgürtel rund um Detroit und Cleveland in Ohio ihre Segel streichen. Stahlkonzerne und Automobilhersteller sperren zu, einstige Metropolen werden zu Geisterstädten. Es trifft aber auch die kleinen Städte der zweiten und dritten Reihe und raubt im Steel Valley fast allen die Zukunftshoffnung - bis auf ein paar Optimisten, die sich der alten Werte der Aufbruchsstimmung aus vergangenen Zeiten erinnern und diesmal die digitalen Ärmel hochkrempeln und in eine neue Ära des Aufschwungs starten. Aus einem Zentrum der Stahlindustrie wird ein modernes Technologiezentrum. Der Komponist lebt selbst in der Gegend und feiert den Mut und die Entschlossenheit seiner Gemeinde in Ohio und gratuliert zum gelungenen Strukturwandel.
Wer die Konzerte der Vituskapelle regelmäßig besucht weiß, dass der zweite Teil des Konzerts trotz vieler stilistischer Wandel kein bisschen hinter dem klassischeren ersten Teil zurücksteht. Ob Jazz, Rock oder Ballade – die beiden Orchester treffen stilsicher stets den richtigen Ton.
Mit einer besonders bunten Einlage feierte die Kapelle das zwanzigjährige Bestehen der Vitus-Strolche, dem rhythmisch-musikalischen Frühförderprogramm des Orchesters. Ausgestattet mit sogenannten Boomwhackers, bunten Klangröhren aus Plastik, brachten ehemalige Vitus-Strolche ein perfekt abgestimmtes Ständchen zum Jubiläum.
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