Die Musikkapelle St. Vitus begeisterte mit einer hochklassigen Darbietung. Adolf Huttner erhielt die Ehrennadel in Gold. Von Josef Schaller
BURGLENGENFELD. Schon beim Einmarsch der Musiker gab es reichlich Applaus. Das Publikum weiß inzwischen, dass sich das Festkonzert der Musikkapelle St. Vitus alljährlich als ein absolutes Highlight im Burglengenfelder Veranstaltungskalender erweist. Da braucht man mit Vorschusslorbeeren nicht zu sparen. Auch dieses Mal wurden die zahlreichen Zuhörer von den über 80 Musikanten nicht enttäuscht und mit einem sehr imposanten Konzerterlebnis beglückt.
Der musikalische Leiter Adolf Huttner wurde für 40 Jahre aktive Dirigententätigkeit geehrt. Foto: Josef Schaller
Angekündigt von zwei Fanfarenbläsern sorgte das Gesamtorchester, bestehend aus dem Symphonischen- und dem Jugendblasorchester, mit einem Marsch aus der Zeit Friedrichs des Großen für einen imposanten Start in einen dreistündigen Konzertabend, bei dem die Musiker mit exzellenter Darbietungskunst und ganz viel Virtuosität die Zuhörer in ihren Bann zogen. Sehr beeindruckend war dabei die Ouvertüre zu „Candide“ von Leonard Bernstein, die vom Symphonischen Blasorchester unter der Leitung von Adolf Huttner meisterhaft inszeniert wurde. Die luftigen Töne der Flöten wirkten dabei im Vergleich zu den energischen und stürmischen Bläsern eher wie eine leichte Windböe.
Das Jugendblasorchester unter der Leitung von Günter Moser überraschte das Publikum mit einer musikalischen Nacherzählung über das Schicksal der „Hindenburg“, die sich im Mai 1937 beim Landeanflug auf Lakehurst entzündete und dabei, wie durch ein Wunder, nur 36 Menschen ums Leben kamen. Der äußerst wuchtige Bläsereinsatz nach einer „ruhigen Flugphase“ der Holzblasinstrumente ließ das drohende Unheil erahnen.
Wie eine Siegerhymne wirkte das traditionelle Stück „Marsch der Soldaten des Robert Bruce“. „King Robert, the Bruce“ schlug mit seinen Dudelsackpfeifen den englischen König Edward II. und sicherte den Schotten vorübergehend die Unabhängigkeit. Ralph Conrad, der auch diesmal wieder beim Festkonzert moderierte, bezeichnete die Inszenierung dieses Werkes als „unser Beitrag zum Brexit“.
Einige hätten vermutlich am liebsten das Tanzbein geschwungen. Für andere war es eine Einladung zum Schunkeln. Das sehr lebendig wirkende und aufmunternde Stück „Im Weißen Rößl“ (Benatzky, Stolz, Gilbert) verkörperte vieles, zu was Musik im Stande ist, den Zuhörer zu „verführen“. Auch Passagen zum Träumen waren dabei. Angeführt vom neu ausgebildeten Dirigenten Josef Schindler präsentierte das Jugendblasorchester eine Kurzfassung von Tschaikowskys „Nussknacker“. Die Originalversion wurde dabei von zwei Stunden auf drei Minuten verkürzt. Mit dem Triumphmarsch „Salve Imperator“ entließ das Symphonische Blasorchester das Publikum in die Pause.
Während im ersten Teil des Konzerts klassische Werke im Vordergrund standen, war der zweite Abschnitt der „Moderne“ gewidmet. Zum ersten Mal wirkte bei einem Festkonzert die anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Musikkapelle im Jahr 2017 aus der Taufe gehobenen Big Band unter der Leitung von Armin Weigl mit. Mit Unterstützung der beiden Gesangssolistinnen Sabine Scherer und Heidi Gügl-Wagner und deren wunderbaren Stimmen gelang es auf Anhieb, das Publikum mit dem Song „Night And Day“ aus dem Jahre 1932 zu verzaubern.
Mit der Filmmusik „Spirit“ aus dem Zeichentrickfilm „Der wilde Mustang“ bot das Symphonische Blasorchester nicht zum ersten Mal den Beweis, dass Musik im Kopf auch Bilder erzeugen kann. Ein unzähmbarer Hengst und sein Indianerfreund Little Creek machen sich auf eine wilde Verfolgungsjagd durch die spektakuläre Landschaft des Wilden Westens. Während ruhige Passagen die Weite der Prärie bebildern, werden Gefahrenmomente durch düsteren, schweren Bläsereinsatz und Trommelschlägen in Szene gesetzt. Höchst ansteckend war der Rhythmus, den das Jugendblasorchester bei einem „Party-Dance-Mix“ entfesselte. Bevor er allerdings auf das Publikum übergriff, wurden die Musiker selbst davon infiziert. Mit einer Hommage auf Freddie Mercury und Queen ging das Konzert dem Ende zu. Der britische Rockstar trat mit einem letzten, sehr emotionalen Konzert endgültig von der Bühne ab. Die Vitus-Musiker verabschiedeten sich jedoch nicht ohne ihren legendären Vitusmarsch. Und sie kommen wieder! Am vierten Adventssonntag des nächsten Jahres.
Auch heuer wurden wieder viele Musiker geehrt. Der musikalische Leiter Adolf Huttner wurde für 40 Jahre aktive Dirigententätigkeit vom Nordbayerischen Musikbund mit der Ehrennadel in Gold ausgezeichnet. Für die hervorragende Jugendarbeit der Musikkapelle St. Vitus gab es von der Nordbayerischen Bläserjugend den „Junior Award“. Auch viele Musiker wurden wegen langer Mitgliedschaften und erfolgreich absolvierter Prüfungen ausgezeichnet (hierzu folgt ein gesonderter Artikel). Unter anderem meisterten Josef Schindler und Thomas Forster bravourös die Ausbildung zum Dirigenten.
Johannes Liebl: Er ist seit elf Jahren dabei. Er spielt Saxophon und Klarinette. Damit hat er sich einen Jugendtraum erfüllt. Als Jugendleiter nahm er den „Junior Award“ der nordbayerischen Bläserjugend entgegen. Foto: Josef Schaller
Sandra Karl: Sie ist schon 25 Jahre Mitglied der Kapelle. Sie spielt Saxophon und Klarinette. „Die Kapelle ist für mich wie eine große Familie. Es ist schön, mit den Kollegen zusammen zu sein, auch wenn man bei den Proben sehr gefordert wird.“ Foto: Josef Schaller
Anna Hölzl: Auch sie wirkt bereits seit elf Jahren mit und spielt Oboe. Es ist Anna Hölzls dritte Teilnahme an einem Festkonzert. „Vor diesem großen Auftritt ist man schon etwas angespannt. Es ist eine Mischung aus Vorfreude und Aufregung“, erklärt Anna Hölzl. Foto: Josef Schaller
Johanna Kirschenhofer: Sie ist seit fünf Jahren dabei und spielt Schlagzeug in der Gruppe 3. Johanna Kirschenhofer darf an dem großen Festkonzert noch nicht mitwirken. „In der Gruppe ist es viel schöner, Musik zu machen, als alleine. Da trifft man Freunde.“ Foto: Josef Schaller
Der Artikel in der Mittelbayerischen Zeitung